ISO 20022-Umstellung: Wichtige Änderungen für Unternehmen

ISO 20022-Umstellung: Die Zukunft des Zahlungsverkehrs und was Unternehmen jetzt tun müssen

Die ISO 20022-Norm hat die Finanzbranche in den letzten Jahren revolutioniert und wird auch in Zukunft eine zentrale Rolle in der digitalen Transformation des Zahlungsverkehrs spielen. Bereits im Jahr 2018 hat die SWIFT-Community beschlossen, bis November 2025 in einer sogenannten Koexistenzphase die SWIFT MT (Message Type)-Formate abzulösen und durch neue ISO 20022-Formate zu ersetzen.

Diese Phase wurde für die SEPA-Vorgängerformate verlängert und die überwiegende Anzahl der Banken unterstützt nun noch bis November 2026 die klassischen Formate.

Mit Blick auf die geplanten Änderungen ist es jedoch wichtig, sich bereits heute mit den Entwicklungen auseinanderzusetzen, um gut auf die bevorstehenden Umstellungen vorbereitet zu sein. In diesem Blogbeitrag werfen wir einen genaueren Blick auf die ISO 20022.

Was ist ISO 20022?

ISO 20022 ist ein internationaler Standard für die elektronische Kommunikation von Finanztransaktionen. Im Wesentlichen definiert er, wie Zahlungs- und Finanznachrichten über Systeme ausgetauscht werden. Dabei bietet er eine universelle und strukturierte Sprache, die es den Banken, Unternehmen und Finanzinstituten weltweit ermöglicht, effizienter miteinander zu kommunizieren.

Anders als ältere Standards wie SWIFT MT, der vor allem alphanumerische Codes verwendete, nutzt ISO 20022 eine XML-basierte Struktur. Sie erlaubt es, komplexere und detailliertere Informationen in einer standardisierten Form zu übermitteln. Diese präziseren Daten ermöglichen eine höhere Effizienz und eine geringere Fehleranfälligkeit im Zahlungsverkehr.

Welche Vorteile ergeben sich aus der Umstellung?

Die Umstellung auf ISO 20022 wird nicht nur die Effizienz im Zahlungsverkehr steigern, sondern auch neue Möglichkeiten für innovative Finanzprodukte und -dienstleistungen schaffen. Die verbesserten Datenstrukturen ermöglichen eine genauere Analyse und Auswertung von Transaktionsdaten, was wiederum zu besseren Services und mehr Transparenz führt. Für Unternehmen bedeutet das eine Vereinfachung bei der Integration von internationalen Zahlungen in ihre Finanzprozesse.

Was ändert sich für Ihr Unternehmen durch ISO 20022 konkret?

Schrittweise werden bis November 2026 einige wichtige Änderungen und Meilensteine im Zusammenhang mit der Umstellung auf ISO 20022 in Kraft treten. Der wichtigste Aspekt dabei ist, dass die SWIFT-Netzwerk-Anbindung für grenzüberschreitende Zahlungen ab diesem Zeitpunkt vollständig auf den ISO 20022-Standard umgestellt wird. Konkret bedeutet das:

• Kontoinformationen (z. B. Kontoauszüge und Umsatzaufstellungen): Das Format für diese Informationen wird bis November 2025 von MT auf CAMT umgestellt. In Zukunft müssen die Daten vollständig neu strukturiert werden.
• SEPA-Überweisungen: Obwohl SEPA-Überweisungen bereits das neue XML-Format nutzen, ist eine Umstellung auf die aktuelle PAIN-Version erforderlich.
• Auslandsüberweisungen: Auch Auslandsüberweisungen müssen auf das PAIN-Format umgestellt werden. Da die Abwicklung derzeit über das DTAZV-Format erfolgt, gestaltet sich die Umstellung komplexer als bei innergemeinschaftlichen Zahlungen.
• Kommunikation zwischen Banken und Kunden: Für die Kommunikation zwischen Banken und Ihrem Unternehmen kommen neue Auftragsarten zum Einsatz. Zudem ändert sich das Übertragungsprotokoll, das von PTK (Textformat) auf PAIN.002 (XML-Format) umgestellt wird.

Was bedeutet die Umstellung für Zahlungen in Ihrem SAP-System?

• SAP S/4HANA Public/Private Cloud: Die Zahlungsträgerformate werden hier von der SAP zur Verfügung gestellt. Sie können sich somit entspannt zurücklehnen? Nicht ganz. Auch hier müssen die Einstellungen geprüft und ggf. angepasst werden und auch ein Test in Abstimmung mit Ihren Hausbanken ist anzuraten.
• SAP S/4HANA on-premise: Neuere Versionen von SAP S/4HANA bieten bereits native Unterstützung für ISO 20022 und die dazugehörigen Formate. Sollten sie auf einer älteren Version sein, bietet sich ein Upgrade an. Nichtsdestotrotz empfehlen wir auch hier in letzter Konsequenz, die resultierenden Zahlungsträger einem Test in Abstimmung mit Ihren Hausbanken zu unterziehen.
• ECC-Release: Wenn Sie aktuell mit dem Release ECC arbeiten, so müssen Sie gegebenenfalls eine Reihe von SAP-Hinweisen implementieren. Hier sollten Sie genügend Zeit für die Anpassungen und auch eine besonders intensive Testphase einplanen.

Was bedeutet das für Kontoauszüge in Ihrem SAP-System?

Der Umstieg auf das neue strukturierte CAMT53V8-Format bietet Unternehmen auf der einen Seite die Chance, die Automatisierung ihrer Kontoauszugsverarbeitung noch weiter zu optimieren. Auf der anderen Seite müssen allerdings auch bestehende Einstellungen und Prozesse angepasst werden, um weiterhin eine richtige Verarbeitung gewährleisten zu können.

Da die bisher vorwiegend genutzten GVCs (Geschäftsvorfallcodes) im neuen Format von den Banken nur noch optional mitgeliefert werden, empfiehlt sich hier ein Umstieg auf Bank Transaction Codes zur Einordnung der einzelnen Geschäftsvorfälle.

Unsere Empfehlungen:

• Treten Sie frühzeitig in Kontakt mit Ihren Banken.
• Lassen Sie sich durch unsere Experten professionell zu den einzelnen Schritten der Umstellung auf ISO 20022 beraten.
• Planen Sie ausreichend Zeit für Testzeiträume ein und machen Sie sich Gedanken, wie Sie Ihre Buchungsautomatismen testen können.

Zur Unterstützung des Umstiegs haben unsere Scheer IDS-Experten eigens ein Tool entwickelt, das die weitestgehend automatisierte Erzeugung von Test-Kontoauszügen im Format CAMT53V8 passend zu Ihren Testdaten erzeugen kann. Sprechen Sie uns gerne darauf an.

Fazit

Die Umstellung auf ISO 20022 wird den globalen Zahlungsverkehr nachhaltig verändern und stellt Finanzinstitute, Unternehmen und auch Regulierungsbehörden vor Herausforderungen. Der November 2026 wird ein entscheidender Zeitpunkt sein, an dem die vollständige Implementierung des neuen Standards im SWIFT-Netzwerk vollzogen wird. Durch die frühzeitige Auseinandersetzung mit den Anforderungen und der nötigen Anpassung der Systeme können Sie der Umstellung entspannt entgegenblicken.

Für die Zukunft bleibt abzuwarten, mit welcher Dynamik sich die bestehende Spezifikation weiterentwickelt und welche neuen Möglichkeiten sich dadurch für Sie ergeben. Eines ist jedoch sicher: Die ISO 20022 wird das Rückgrat des Zahlungsverkehrs der Zukunft bilden.

Autoren: Timo Kettner (Expert Financials) und Christian Meyer (Expert Financials)